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Olympiareiterin Lea Siegl im Interview

Lea Siegl ist das österreichische Ausnahmetalent im Reitsport. Mit ihren 23 Jahren kann sie beachtliche Erfolge vorweisen und bereits auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Ihr jüngster Meilenstein: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio. Wie sich das anfühlt und was sie mit ihrem Sponsor OCHSNER verbindet, verrät uns die junge Oberösterreicherin im Interview.

Das Wichtigste zuerst: Du warst 2021 die jüngste Teilnehmerin bei der Olympiavielseitigkeit und hast den spektakulären 15. Platz erreicht. Wie fühlt sich das an?

Lea Siegl: Das fühlt sich natürlich super an! Ich habe mich ja nicht nur ein paar Monate darauf vorbereitet – seit ganzen zwei Jahren lag der Fokus auf Olympia. Ich habe alles dafür gemacht. Dass dann vor Ort alles so perfekt gelaufen ist, war natürlich höchst erfreulich. Ich bin super glücklich darüber. Aber allein die Teilnahme war schon ein ganz besonderes Erlebnis, überhaupt nicht vergleichbar mit einem anderen Turnier oder Wettkampf. Alles war viel größer, alle Sportler waren dort gemeinsam und das Flair im olympischen Dorf ich einfach unvergleichbar.

Dein Vater war auch schon bei Olympia – genau 17 Jahre vor dir. War für dich immer klar, dass du in seine sportlichen Fußstapfen treten wirst?

Dass es klar war, würde ich nicht sagen – es war viel mehr ein Traum. Seit ich mich erinnern kann, habe ich ihn zu seinen Wettkämpfen begleitet, ihm zugesehen und mitgefiebert. Als ich 2006 bei der WM in Aachen seine Sprünge gesehen habe, wurde für mich eindeutig klar: Das möchte ich auch mal schaffen. Natürlich gibt es Phasen, wo alles etwas schwierig ist, aber ich habe nie ansatzweise überlegt, etwas anderes zu tun. Aufhören war nie eine Option.

Was ist deiner Meinung nach der größte Einfluss auf deinen sportlichen Erfolg?

Ganz eindeutig mein Papa. Ich habe ihm so viel zu verdanken, angefangen bei dem täglichen Training seit ich ein kleines Kind war. Er war immer da, wenn ich was brauchte – egal was. Er hat mich nicht nur trainiert, sondern auch bei allem, was ich erreichen wollte, unterstützt. Er war mir immer ein Vorbild. Es ist ganz sicher so, dass ich ohne ihn nicht da wäre, wo ich jetzt bin.

Wie viel Training steckt hinter deinen gelungenen Auftritten?

Ich sag mal so: Das Ergebnis von jahrelangem Training hat man in Tokio in drei Tagen gesehen, beziehungsweise in Bewerben mit einer Dauer von fünf bis zehn Minuten. Ich habe das Glück, als Heeressportlerin angestellt zu sein und mich somit voll und ganz aufs Reiten konzentrieren zu können. Ich bin so ziemlich den ganzen Tag auf dem Pferd – und wenn nicht, putze ich die Pferde oder bin anderweitig im Stall beschäftigt.

Aus einer offiziellen 40-Stunden-Beschäftigung wird da schnell viel mehr. Ich habe allerdings auch den Vorteil, dass die Pferde bei mir zuhause leben. Ich kann jederzeit zu ihnen schauen, wie es ihnen geht und was sie brauchen, und das Training individuell darauf anpassen. Es spart viel Zeit, wenn man jederzeit in den Stall und auch zu ungewöhnlichen Zeiten reiten kann.

Fühlt sich das nicht ein bisschen so an, als würde man Arbeit mit nach Hause nehmen?

Ich lebe auf einem großen Hof, da geht die Arbeit sowieso nie aus. Natürlich ist es schwierig, zuhause wirklich abzuschalten, wenn die Pferde alle da sind und es immer etwas zu tun gibt. Dazu fahre ich dann eher ein paar Tage weg. Wenn ich zuhause bin, ist die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben sehr fließend.

Bleibt da überhaupt noch Zeit für andere Hobbies?

Schwer. Fast die ganze Zeit verbringe ich auf oder mit den Pferden. Das wird aber auch nicht langweilig, zumindest als Vielseitigkeitsreiterin nicht. Ich habe ja Springen, Dressur und Gelände und kann das Training mit dem Pferd genauso vielseitig gestalten. Ich mache etwas Ausgleichssport, aber auch diese Übungen sind größtenteils aufs Reiten ausgelegt. Wenn ich mal ein wenig Zeit übrig habe, gehe ich gerne mit Freunden aus.

Wie stellst du sicher, dass die Liebe zu deinen Pferden trotz der hohen Leistungsanforderungen und dem privaten Zusammenleben aufrecht bleibt?

Das ist keine Herausforderung. Ich ärgere mich auch nicht darüber, wenn ein Pferd einen Fehler macht. Man arbeitet halt mit Lebewesen, ich bin auch eines und mache genauso meine Fehler – die mich dann viel mehr ärgern. Die Pferde kämpfen und geben alles. Manchmal gleichen sie meine Fehler aus, manchmal ich ihre. Ein Fehler vom Pferd ist übrigens ohnehin nie nur die Schuld des Tieres, der Reiter hat immer seinen Anteil daran.

Was verbindet dich mit deinem Sponsor OCHSNER?

Definitiv die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Beides ist für mich privat auch wichtig, so wie für jeden Menschen eigentlich. Ich denke, diese Themen werden sogar noch an Wichtigkeit zunehmen. Ich bin froh, dass durch die Aufmerksamkeit der Medien immer mehr Leute merken, dass man sich damit beschäftigen sollte und muss.

Ich studiere ja noch Geschichte und politische Bildung auf Lehramt, und auch da ist das ein großes Thema. Wir müssen den Schülern beibringen, kritisch zu hinterfragen. Ihnen klar machen, welchen Medien sie vertrauen können und nicht nur einen Blick auf die Geschichte, sondern auch in die Zukunft werfen.

Wie integrierst du diese Werte in dein eigenes Leben?

Am meisten beim Essen. Ich achte sehr darauf, größtenteils saisonal und regional einzukaufen und so wenig wie möglich Produkte aus dem Ausland zu konsumieren. Ganz geht das natürlich nie. Aber ich habe in meiner Umgebung viele Bio-Bauern, bei denen ich gerne einkaufe.

Wie soll es in den nächsten Jahren für dich weitergehen? Was möchtest du sportlich und privat erreichen?

Sportlich sind die Ziele ganz klar: Nächstes Jahr die Teilnahme bei der WM, das Jahr darauf möchte ich mit OCHSNERs Sternenzauberin an der WM der jungen Vielseitigkeitspferde teilnehmen. Und das große Ziel ist natürlich Paris 2024. Die Olympia-Teilnahme habe ich mit Tokio schon erreicht, jetzt möchte ich meine eigene Leistung und Platzierung nochmal toppen.

Privat möchte ich auf jeden Fall mein Studium abschließen. Auch, wenn das Reiten super läuft – es ist mir wichtig, eine solide Ausbildung zu haben. Denn es ist zwar schön, wenn ich vom Reiten leben kann, aber ich möchte nicht davon leben können müssen. Sonst verliere ich vielleicht den Spaß daran, und das darf auf keinen Fall passieren. Ob ich jemals als Lehrerin arbeiten werde, steht natürlich trotzdem in den Sternen.

Wenn du deinem 10-jährigen Ich einen Ratschlag geben könntest, wie würde der lauten?

Mach so weiter, du bist auf dem richtigen Weg. Ich finde, ich habe alles richtig gemacht: das Leben leben und genießen, sich nicht über unnötige Sachen ärgern, einfach machen was einen freut und Spaß dabei haben. Damit bin ich bis jetzt sehr gut gefahren, und ich würde auch im Nachhinein nichts anders machen.

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